Poem

SCIACCA

weiße marmorfliesen und gekalkte wände im halbdunkel
und als du den vorhang zur seite zogst das staubig kalte grün
der palmen vor dem balkon · das meer kälter noch
völlig karg · das glattgestreifte bett im winkel

unberührbar · ein riß lief quer durchs zimmer verästelte sich
und ließ alles licht durch · im fenster ein widerschein
entlang der kimm wo der himmel offener war
im dämmern dahinter afrika · aber keine erinnerung mehr

an das was du gesagt hast · im stehen knöpfte ich dir
das hemd auf dann die hose und strich die strähnen hinters ohr
die dir ins gesicht gefallen waren · ein finger zog die spur
der schulterblätter am rücken nach · deine haut

hell im zwielicht vom abend abgehoben · brachrote erde
schatten hüfthoch im gras · ein flüchtiger kuß in die halsgrube
und du birgst den kopf daran als ob deine nacktheit
dich allem verlangen wieder entziehen würde

umso mehr gab ich nach · es ist alles was ich habe
der mond schwitzend am laken · zu zweien
die nachthälften über den bäumen · furchen von wind im süden
etwas wie: seele · ein zerknittertes kondom auf dem boden

hotel delle terme 30 XII 00


original title: 'SCIACCA'




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